Fracking – Streit um Erdgasbohrungen / Mehr Fluch als Segen?!
Schematische Darstellung der potentiellen Risiken für das Grundwasser (gelb)16 (UBA, 2011)
Die „Bürgerschaft-Breitscheid“ verfolgt seit vielen Jahren kritisch und aufmerksam die Entwicklungen zu umweltproblematischen, resp. gesundheitsgefährdenden Themen bzw. Gefahren; neben der CO-Pipeline (sh. ausführliche Berichte auf unseren Internetseiten) selbstverständlich auch das Thema Fracking (engl. brechen / aufbrechen). Die ebenso zu diesem Thema zusammengefassten Stichpunkte unserer bisherigen Veröffentlichung werden nachfolgend auch an dieser Stelle aktualisiert und angereichert.
Das Thema Erdgasbohrungen (hier mit unkonventioneller Fördermethode*) ist in der BRD nicht neu. Die Forschungs- und Förderungsmöglichkeiten der Industrie werden immer perfekter, ausgefeilter und effizienter – man will jetzt endlich konsequent loslegen. Leider sind die gesetzlichen Regelungen / Vorschriften derzeit uneinheitlich; jedes Bundesland beurteilt und entscheidet für sich selbst. Dazu später mehr.
Zunächst ein paar Eckdaten:
- Allein in NRW (vornehmlich Münsterland) werden derart große Gasvorkommen vermutet, die Gesamt-Deutschland für 20 Jahre mit Erdgas versorgen könnten.
- Hier sind die Claims in 19 Regionen bereits abgesteckt. 10 internationale (auch Kanadier und Australier) sowie deutsche Energieunternehmen stehen bereit; den größten Bereich hat sich das US-amerikanische Unternehmen Exxon-Mobil gesichert. Dabei sind auch zum Beispiel die BASF-Tochter Wintershall und die Stadtwerke Hamm.
- Zunächst wird bis etwa 2000 m und mehr tief in die Erde gebohrt (tiefer als der Grundwasser-Bereich). In diese Bohrlöcher werden dann pro Fracking-Vorgang Millionen Liter Wasser, Sand und hunderte, teils giftige Chemikalien mit extrem hohem Druck gepumpt, um z.B. Schiefergestein aufzubrechen. Es bilden sich Risse, durch die das dort zunächst verkapselte Gas danach ausströmen kann und abgesaugt wird. Belastende Auswirkungen:
- Ein Großteil des Giftcocktails (etwa 40-70%) verbleibt im Boden.
- Latente Gefahr der Grundwasserverseuchung.
- Experten befürchten, dass bei dem enormen Druck auch kleinere Erdbeben ausgelöst werden könnten.
Wie steht es eigentlich generell mit der Sicherheit?
Exxon-Mobil hält das Verfahren / die Technologie von jeher für ungefährlich und klar beherrschbar … Kommentar wird ausgespart. Nach Ansicht von Fachleuten für Hydrogeologie sind sämtliche Risiken in Verbindung mit der Durchführung von Frackingverfahren nicht abschließend geklärt und es sind weitere wissenschaftliche Untersuchungen erforderlich.
Dass die Technik wohl doch nicht so gänzlich störungsfrei ist, hatte der NDR bereits 2007 recherchiert und herausgefunden, dass es an neun Leitungen in Niedersachsen Risse gab und giftiges Wasser, sogenanntes Lagerstättenwasser, ausgetreten ist. Dieses beinhaltet u.a. Quecksilber und das krebserregende Benzol.
Zudem ist nicht unwahrscheinlich (wie vorerwähnt), dass aggressive Säuren und giftige, krebserregende Chemikalien ins Grundwasser gelangen können. Auf die unkalkulierbaren Folgen für das kontaminierte Grundwasser (es wäre unumkehrbar) wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen; hier kann sich jeder Bürger seine eigene Meinung bilden. Ø Ausblühungen in der Praxis: Brennendes Wasser und Gas aus dem Wasserhahn sind in den USA nicht ungewöhnlich.
Was sagt die Politik / Was ist in Niedersachsen anders als hier bei uns in NRW?
Infolge vielfacher und wachsender Bürgerproteste sowie kritischen Medienberichten, hat die für NRW zuständige Genehmigungsbehörde (Bezirksregierung Arnsberg) ein vorläufiges Verbot nicht nur für Fracking, sondern auch für vorgelagerte Erkundungsbohrungen erteilt, hier gegenüber der in dieser Region aktiven Wintershall Holding GmbH, die entsprechende Anträge gestellt hat. Zu diesem „Aufsuchungsfeld-Ruhr“ gehört unter anderem unsere direkte Umgebung.
Das Verbot gilt mindestens so lange, bis die vom Landesumweltamt in Auftrag gegebene „Risikostudie“ ab etwa Frühherbst verfügbar und ausgewertet ist.
Niedersachsen betreibt als erstes und bislang einziges Bundesland Fracking und verweist auf über 35-jährige Erfahrungen in diesem Bereich. Zitat der Verantwortlichen: „Mit dem Einsatz der Frac-Technologie konnten wirtschaftlich nicht gewinnbare Energieressourcen dem heimischen Energiemarkt zugeführt und ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der Energieversorgungssicherheit geleistet werden“. Dazu passt die Aussage vom Exxon-Mobil-Chef: „Ohne zusätzliches Erdgas wird die Energiewende in Deutschland nicht zu meistern sein“.
Unverfrorene Vorgehensweise und egoistische Ignoranz?
Kaum anders könnte man das Verhalten aller Betreiber bezeichnen, die sich über berechtigte Interessen und begründete Ängste der Betroffenen rigoros hinwegsetzen. Und warum sind sich dort eigentlich Industrie und Politik einig? Die Antwort ist eindeutig und klar: Es fließen regelmäßig erhebliche Millionen / letztlich Milliarden in die ansonsten leere Landeskasse, denn 16% der Fördererlöse, bzw. pro Kubikmeter reines Erdgas, sind 0,3 Cent als Abgabe fällig. Der Deal ist also für beide Seiten äußerst lukrativ. Und wo steht wieder der Bürger / das Allgemeinwohl?
Schlussbemerkungen / Zusicherung
Uns, den aufmerksamen Bürgern, bleibt nur eines: Jederzeit alle Augen und Ohren offen halten und allzeit bereit sein, gegebenenfalls begründete Proteste auszuüben. Nicht nur Breitscheider, sondern auch alle Anwohner der Ruhrregion, können absolut sicher sein, dass die „Bürgerschaft Breitscheid“ das gesamte Thema äußerst aufmerksam beobachtet und unmittelbar erneut wieder aktiv wird (sicherlich dann auch im Schulterschluss mit anderen Bürgerinitiativen), wenn irgendwelche Entscheidungen oder geplante Aktivitäten unsere Interessen auch nur ansatzweise konterkarieren. – Wir sind sehr gespannt auf vorerwähnte Risikostudie.
Juni 12 – Ulrich Bruns
PS / Achtung: Aktuell hatte Exxon-Mobil wieder einmal ein selbst bezahltes Gutachten in Auftrag gegeben. Im Fazit bestehen seitens diverser Gutachter keine Einwände gegen die umstrittene Bohrmethode; die Risiken wären technisch beherrschbar, sofern Sicherheits-Vorkehrungen getroffen würden … Kommentar ist überflüssig, alles ist gesagt.
Die Welt könnte so in Ordnung sein (Marktwirtschaft), würde man alle vorerwähnten Sicherheitsbedenken zu 100% abdecken!
Weiterführende Links:
Was gibt’s Neues von der Front in Sachen CO-PIPELINE und FRACKING?! (9. April 2013)