CO-Pipeline und Fracking

Entwicklungen, Status und Zusammenfassung unserer Stammthemen

von Ulrich Bruns

CO-Pipeline

Mit Beginn des gesamten Dilemmas, im März 2006, konnte niemand ahnen, dass der gesamte und ohnehin zweifelhafte Konflikt / Prozess nach mittlerweile über 13 Jahren immer noch kein zufriedenstellendes Ende gefunden hat, hier im eindeutig begründeten Sinne 1000-er Pipelinegegner, bzw. diverser Bürgerinitiativen.

Ohne an dieser Stelle letzte Feinheiten auszuführen, geht es im Kern immer noch darum, die vom Bayer-Konzern geplante Inbetriebnahme der Pipeline unter allen Umständen zu verhindern. Führt man sich die Bayer-Intention gänzlich vor Augen, entwickelt sich nicht nur völliges Unverständnis, sondern vielmehr kaltes Grausen und ausgeprägter Zorn – denn Bayer will trotz immensen Aufwands gerichtlich durchsetzen, zu deren Pipeline endlich die Freigabe zur Inbetriebnahme zu erhalten. Wobei sich die Streckenführung auf rund 67 km summiert, beginnend vom Werk Dormagen bis zum Werk Uerdingen und 17 km quer durch diverse Wohngebiete des Kreises Mettmann, inklusive 2-maliger Rheinquerung (Dormagen / Köln-Worringen, Monheim, Langenfeld, Solingen, Hilden, Erkrath, Düsseldorf, Ratingen, Mülheim, Duisburg / Krefeld-Uerdingen).

Zur Pipeline bleibt weiterhin festzustellen, dass diese einerseits nicht nur unrechtmä­ßig und ohne offizielle Freigabe verlegt wurde, andererseits viele Nachlässigkeiten nachgewiesen und dokumentiert sind, so u.a. rostige, poröse und zum Teil auch falsch aufeinandergeschweißte Rohre, die bestimmt nicht ewig dichthalten werden.

Ebenso wurden bei Kontrollen der zum Schutz der Rohre verlegten Geo-Grid-Sicher- heitsmatten an fast 100 Stellen Trassenabweichungen von mehr als einem Meter fehlender Breite festgestellt. Auch Abweichungen bei der zu verwendenden Stahl­sorte geben zweifelsfrei Aufschluss darüber, wie phlegmatisch und höchstgradig un­verantwortlich sicherlich nicht nur diese Arbeiten durchgeführt wurden, die selbstver­ständlich und unbedingt noch vor einer etwaigen, vielleicht immer noch geplanten Inbetriebnahme korrigiert werden müssen, sofern diese Nacharbeiten zwischenzeit­lich nicht schon erledigt wurden.

Zudem sind auch geforderte Bodenuntersuchungen auf Bombenfunde bislang nicht erfolgt. Ebenso noch ausstehend sind die gesetzlich durchzusetzenden Enteignungen gegenüber den betroffenen Grundstückseigentümern entlang der Trasse. è Und all das nur deswegen, damit Bayer, resp. die Covestro-Tochter, das in Dormagen herge­stellte und für Menschen hochgefährliche Kohlenmonoxid (CO) nach Krefeld beför­dern kann, trotz gegebener Alternativen, die laut Gutachten sogar wirtschaftli­cher wären; hiermit hatte sich der Bayer-Konzern „zwischendurch“ ebenfalls be­schäftigt, den gegebenen Vorschlag jedoch später wieder verworfen (CO-Produktion direkt am Standort Krefeld-Uer­dingen und damit Wegfall der insgesamt völlig um­strittenen und äußerst kostenintensiven Giftgas-Pipeline).

Zuletzt bleibt festzustellen, dass etwaige Leckagen, unabhängig davon, wo / wodurch diese entstanden sind, durch ausgetretenes Giftgas zu unausweichlichen Katastro­phen kaum überschaubaren Ausmaßes führen und nur spärlich kontrollierbar sind … und dann reagiert bei Risikoanalysen das Konsortium lakonisch, „dass bei vorschrif­tenkonformem Betrieb sichergestellt sei, dass Freisetzungen des transportierten Me­diums nicht auftreten“ (vereinfacht angemerkt). ACHTUNG – immer noch zutreffend:

Mehr als 110.000 Menschen und 10 Städte mit 1,5 Millionen Einwohnern fordern 

Keine Risiko-Leitung durch Wohngebiete

PS: Die nächste OVG-Gerichtsentscheidung wird etwa Januar 2020 erwartet. Mit ei­ner Betriebsgenehmigung ist aufgrund der Komplexität der gesamten Pipeline-The- ma­tik sowie den derzeit noch vielfach gegebenen Unzulänglichkeiten allerdings nicht zu rechnen.

Unabhängig davon ist eine ergänzende Klage des BUND (Bund für Umwelt und Na­turschutz Deutschland) zu beurteilen. Hier geht es u.a. darum, dass sich BAYER an mehreren hundert Stellen schlichtweg über Planvorgaben hinweggesetzt hat. Hierzu passt der bekannte Spruch „Hochmut kommt vor dem Fall“. Unverständlicherweise (intern sicherlich mit passender Argumentation und Begründung) hatte die Bezirksregierung-Düsseldorf die Abweichungen nachträglich genehmigt, wozu sich jeder Leser seine eigene Meinung bilden mag.

Spätestens an dieser Stelle verstärkt sich der Wunsch und die Hoffnung, dass sich Bayer mit Tochter-Covestro endlich aus dem Pipeline-Projekt voll­ständig verabschiedet, das man jahrelang nur vor sich hinsiechend betrachten konnte (vielleicht durch anderweitige Baustellen bedingt), insgesamt jedoch als Resultat fehlenden Engagements, gepaart mit wahrscheinlich geringer Professionalität und meistens leider auch ohne klar erkennbare Veränderungen.

Fracking – Fluch oder Segen?!

Anfangs meiner Ausführungen zu dem teil- und zeitweise unliebsamen Fracking-Thema (je nach strategischem Interesse), möchte ich Sie zunächst dahingehend sensibilisieren, welche ernstzunehmende Risiken dann gegeben sind, sofern das derzeitige Fracking-Verbot aufgehoben werden sollte

Einige mehr oder weniger bekannte Eckdaten: Zunächst wird bis etwa 2000 m und tiefer in die Erde gebohrt (unterhalb des Grundwasserbereichs). In diese Löcher werden dann pro Fracking-Vorgang Millionen Liter Wasser, Sand und hunderte, teils giftige Chemikalien mit extrem hohem Druck gepumpt, um z.B. Schiefergestein aufzubrechen. Letztlich bilden sich dadurch Risse, durch die das dort ursprünglich verkapselte Gas dann ausströmen und abgesaugt werden kann.

Wird dieser Ablauf nicht äußerst sorgfältig geplant und ausgeführt, ergeben sich arge Probleme, zumal das Geschehen logischerweise nicht rückgängig gemacht werden kann. Hier denke ich vorrangig  an den GAU, bei dem u.a. das eigene Grundwasser auf ewig verseucht wäre!! Natürlich forscht die Industrie bezüglich des giftigen „Chemikalien-Cocktails“ nach geeigneten Alternativen, die in einem zufriedenstellenden Leistungsrahmen bislang leider noch nicht gefunden wurden.

Leider zeigen auch Forschungsergebnisse in Niedersachsen zum Thema-„Auswir­kungen“, dass dort in einer 9-jährigen Zeitspanne doppelt so viele Männer an Blut- und Lymphdrüsenkrebs erkrankten als normal – wobei Niedersachsen das einzige Bundesland ist, in dem jahrelang Fracking betrieben wurde.

Bei all den Unwägbarkeiten sowie latent gegebenen Gefahren für Mensch und Um­welt gilt zu dem gesamten Themenkomplex unverändert die eminent wichtige und unverzichtbare Festlegung eines

bundesweit gültigen Fracking-Verbots.

Glücklicherweise ist dieses noch bis 2021 manifestiert. Erst dann wird entschieden, ob das Verbot der Technologie noch angemessen ist.

Auch klar ist, dass diverse Dienstleister (z.B. Wintershall, Exxon-Mobil, BASF) schon „hinter der Mauer lauern“, um bei einer Freigabe mit wahrscheinlich egoistischen Stil- und Verhaltensweisen direkt los­zulegen, wie eingangs ausgeführt und alles auf dem Rücken aller Verbraucher, wobei die Claims größtenteils schon zugeordnet sind.

Abschließend noch ein Praxis-Beispiel das zeigt, dass derzeit unter den betroffenen Behördenbereichen leider kaum kommuniziert wird und man sich untereinander wohl wenig dazu austauscht, mit welchen Pro’s und Kontra’s sowie einer möglichst großen und dauerhaften Wirtschaftlichkeit eine Lösung-X aufgebaut / präferiert wird.

Bundesrat setzt fatales Signal für Fracking-Gas

Über vorstehende Überschrift konnte man vor Kurzem arg verwundert sein. Hier hat sich der Bundesrat für den Import von „dreckigem Fracking-Gas“ aus den USA ausgesprochen und dadurch gleichzeitig auch Deutschlands Klimaziele für den „Kuhhandel mit der Regierung-Trump“ geopfert. Als Gegenleistung für diesen fragwürdigen Deal / Import sollen die von Herrn Trump äußerst beliebten Strafzölle vermieden werden, in diesem Beispiel jetzt eben für deutsche Autos. Unabhängig davon, beurteilt der Bundesgeschäftsführer der DUH (Deutsche Umwelthilfe) diese Aktion – Flüssiggas nach Europa zu exportieren – mit „weder wirtschaftlich noch klimapolitisch sinnvoll“. Als Gipfel der Verbraucherfeindlichkeit kommt hinzu, dass die Kosten der Anschlussleitungen (ca. 120 Millionen Euro) jetzt nicht mehr durch die Investoren, resp. Betreiber selbst bezahlt werden müssen, sondern hierzu nur die Gaskunden über die Netzentgelte zur Kasse gebeten werden.

Schlussanmerkung: Bekanntermaßen “führen mehrere Wege nach Rom“. Wir sind sehr gespannt, welches Konzept zur Lösung dieses relevanten Problemkomplexes zu gegebener Zeit überzeugend vorgelegt wird und sich letztlich durchsetzt, allerdings abseits jeglicher Fracking-Variante, bei der auch nur die kleinste Gefahr einer Grundwasserverseuchung gegeben ist.

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